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Jungtiere

Geschichte der im Duisburger Delfinarium geborenen Jungdelfine

Am 20. Juli 1978 gelang erstmalig die Zucht eines Großen Tümmlers in Deutschland. Nach einem reibungslosen Geburtsvorgang, der sich über 74 Minuten erstreckte, gebar das Delfinweibchen SUSY zum ersten Mal in der Geschichte des Duisburger Delfinariums ein 116 cm langes weibliches Baby namens DUPHI. Leider währte die Freude über den ersten Delfinnachwuchs in Duisburg jedoch nicht lange, da das Jungtier nach 13 Tagen an einer Septikämie infolge einer Lungenentzündung verstarb.

Im März 1980 erlitt das Delfinweibchen DOLLY eine Fehlgeburt (Abort) eines männlichen unreifen Fötus. Eine Trächtigkeit war unbemerkt geblieben, zumal ein vermehrter Körperumfang bei DOLLY aufgrund des noch wenig entwickelten Fötus nicht gegeben war.

Nur 16 Monate später im Juli 1981 brachte DOLLY ein vitales Jungtier zur Welt. Allerdings verstarb auch dieses Jungtier nach nur 8 Tagen. Die pathologische Untersuchung zeigte ein Vitium cordis auf, einen angeborenen Herzfehler. Dieser Defekt bestand aus einem 2 cm langen Vorhofseptumdefekt. Zusätzlich wurde ein persistierender Ductus arteriosis botalli entdeckt und festgestellt, dass 20-25% des Lungengewebes beider Lungen unbelüftet waren, so dass das Jungtier aufgrund dieser Vorschädigungen nicht überleben konnte.

Name Geschlecht Mutter Vater Geb. am Gest. am Jahre in Duisburg Todesursache
DUPHI DU1 Weiblich SUSY FLAP 20.07.78 01.08.78 <1 (13 Tage) Septikämie
DU2 Männlich DOLLY ROBBY / FREDDY 06.03.80 Abort 0 Abort
DU3 Männlich DOLLY ROBBY / FREDDY 11.07.81 18.07.81 <1 (8 Tage) Herzfehler, Lungenanteile unbelüftet

In den Folgejahren bis 1987 gab es keine weiteren Zuchterfolge, da nach dem Tod des Zuchtmännchens FREDDY kein zuchtreifes männliches Tier im Duisburger Delfinarium gegeben war.

Im September 1988 erfolgte die nächste Geburt. Wiederum war DOLLY die Mutter, die ihr männliches Jungtier DUPHI II nach einem 35 Minuten langen Geburtsvorgang zur Welt brachte. Bereits zu dieser Zeit wurde eine 24-Stunden-Überwachung von Mutter und Jungtier für die Dauer der ersten drei Lebensmonate initiiert, um das Verhalten der Tiere, insbesondere die Tauch- und Trinkfrequenzen, zu beobachten. Zusätzlich wurden strenge Quarantänemaßnahmen getroffen, das Delfinarium blieb für die Besucher geschlossen und es durften keinerlei Vorführungen stattfinden, um ein sicheres Heranwachsen des Jungtieres zu garantieren. DUPHI II entwickelte sich hervorragend und lebte 11 Jahre lang im Zoo am Kaiserberg. Im Jahr 1999 entwickelt er unglücklicherweise einen chronischen extrapulmonalen Abszess, vermutlich durch eine eingespießte Fischgräte. Dieser Abszess wuchs zu einer Masse von 650 g, mit einem Durchmesser von 15 cm. Um diesen Abszess zu erreichen wurde ein zu diesem Zweck ausgewähltes Antibiotikum injiziert, auf das DUPHI II jedoch leider allergisch reagierte. Er verstarb an einem anaphylaktischen Schock.

Mit dem Jahr 1988 begann eine traurige Serie von 3 Aborten beim Delfinweibchen LUCY. In 1988 gebar sie nach einem vorzeitigen Blasensprung einen unreifen 40 cm langen Fötus, der lediglich 1.250g wog. Eine pathologische Untersuchung brachte zutage, dass der Fötus an einer Lungenentzündung ausgelöst durch eine Entzündung des Mutterkuchens erkrankt war.

Zwei Jahre später, 1990, wurde ein fast geburtsfertiges männliches Kalb von LUCY abortiert. Allerdings sprach nur die Größe des Kalbes (109 cm) für die nahende Geburtsreife. Mit einem Gewicht von nur 9.375g war das Jungtier nur halb so schwer wie andere neugeborene Kälber. Der Blasensprung wurde um 9.45 Uhr morgens notiert, während die eigentliche Geburt erst am frühen Abend um 18.20 Uhr stattfand. Dieses ist für Delfine ein viel zu langer Zeitraum, den ein Jungtier nicht überleben kann. Allerdings hatte man damals noch keine Kenntnisse oder Möglichkeiten des Eingreifens. Selbst heute noch sind die Möglichkeiten eines Eingriffs bei derart langen Geburtsvorgängen stark eingeschränkt. Obschon man heutzutage per Ultraschall regelmäßig die Vitalität eines Jungtieres im Mutterleib überwachen kann, ist eine Geburtshilfe fast unmöglich. Die einzige Möglichkeit wäre eine Geburtsunterstützung der Mutter beim intrauterinen Tod des Kalbes. Ein bei anderen Tierarten oder beim Menschen häufig durchgeführter Kaiserschnitt z.B. ist aber bei Delfinen unmöglich. LUCYs Kalb wurde veterinärmedizinisch untersucht und es wurde neben einer Unterversorgung mit Sauerstoff (über die Nabelschnurverbindung zur Mutter) auch eine Unterentwicklung der inneren Organe festgestellt, weshalb das Kalb derart untergewichtig blieb.

Im Jahr 1992 kam es für LUCY erneut zu einem Abort. Auch hier wurde eine intrauterine Sauerstoffunterversorgung des Kalbes festgestellt. Bei akutem Sauerstoffmangel schnappen die Babies auch in der Gebärmutter schon nach Luft und bekommen so Fruchtwasser in die Lungen. Dies führt dann zu einer Lungenentzündung bis hin zum Ersticken. Bei diesem Kalb wurden ebenso eine Unterentwicklung der inneren Organe sowie eine Entzündung des Mutterkuchens festgestellt. Aufgrund der Fehlgeburten sprach bei LUCY alles für eine sogenannte chronische Plazentainsuffizienz. Hier ist der Mutterkuchen, die Plazenta, nicht richtig durchblutet und so kommt es zu einer Unterversorgung des Kalbes in der Gebärmutter. Dieses kann auch beim Menschen und anderen Säugetieren wiederholt vorkommen.

Name Geschlecht Mutter Vater Geb. am Gest. am Jahre in Duisburg Todesursache
DUPHI II DU4 Männlich DOLLY NICO 04.09.88 03.12.99 11 Jahre (4108 Tage) Anaphylaktischer Schock
DU5 Unbekannt LUCY NICO 26.12.88 Abort 0 Abort
DU7 Männlich LUCY PLAYBOY 23.06.90 Abort 0 Abort
DU10 Unbekannt LUCY PLAYBOY 01.04.92 Abort 0 Abort

Im Jahr 1989 brachte das Delfinweibchen FLAPINE ihr erstes Kalb zur Welt, das Männchen MAX. Das Kalb entwickelte sich prächtig, geriet aber nach 12 Lebenstagen in einen Streit zwischen zwei erwachsenen Kühen und wurde dabei verletzt. MAX starb anschließend an einem post-traumatischen Schock, der durch eine Blutung in der Bauchhöhle verursacht wurde. Bei dem Streit war es bei MAX zu einem Leberriss gekommen. Zum Zeitpunkt des Todes wog MAX 21 kg, was einer normalen Entwicklung entsprach.

Nach MAX Tod wurde FLAPINE erneut erfolgreich gedeckt und brachte 1990 das Männchen KAI zur Welt. KAI verstarb 67 Tage nach seiner Geburt an einer Infektion mit Escherichia coli. Im Zuge der Infektion kam es zu einer Verbreitung der Bakterien mit dem Blut (Sepsis) zu verschiedenen inneren Organen, so dass in der pathologischen Untersuchung eine Luftröhrenentzündung (hämorrhagische Tracheitis), eine Bronchitis, eine Magen-Darm-Entzündung (Gastritis, Enteritis) sowie eine Entzündung des Herzmuskels (Endocarditis thrombopolyposa) gefunden wurden. Zum Zeitpunkt des Todes wog KAI 42,5kg und war 161cm lang, was Normalwerten entsprach.

In 1992 wurde FLAPINEs drittes Kalb geboren, ein Weibchen namens DELPHI. DELPHI entwickelte sich wunschgemäß, lebt heute noch im Duisburger Delfinarium und ist bereits selbst mehrfach erfolgreich Mutter geworden.

Ein Jahr nach der Ankunft des Delfinweibchens PEPINA aus Sierksdorf wurde sie erfolgreich gedeckt und gebar in 1996 das weibliche Kalb, DAISY. Ebenso wie DELPHI wuchs DAISY prächtig heran, lebt noch heute im Duisburger Delfinarium und auch sie hat bereits erfolgreich eigenen Nachwuchs aufgezogen.

Name Geschlecht Mutter Vater Geb. am Gest. am Jahre in Duisburg Todesursache
MAX DU6 Männlich FLAPINE PLAYBOY 10.07.89 21.07.89 <1 (12 Tage) Trauma
KAI DU8 Männlich FLAPINE PLAYBOY 29.08.90 03.11.90 <1 (67 Tage) Infektion
DELPHI DU9 Weiblich FLAPINE PLAYBOY 11.07.92 Lebt 31 Jahre  
DAISY DU11 Weiblich PEPINA PLAYBOY 07.09.96 Lebt 27 Jahre  

Mit dem neuen Zuchtmann IVO kam im Jahr 1999 auch seine Mutter IRIS aus Antwerpen nach Duisburg. IRIS war zu dieser Zeit bereits 30 Jahre alt, wurde aber sofort vom Duisburger Zuchtmännchen PLAYBOY gedeckt. IRISs Kalb wurde 2000 geboren, starb aber am 3. Tag nach der Geburt, weil es keine Nahrung aufgenommen hatte. Zu dieser Zeit wurden die Jungtiere noch nicht medizinisch untersucht, wie dieses heutzutage während der Aufzuchtphase praktiziert wird. Man sah das Jungtier zwar kontinuierlich saugen, konnte aber nicht ahnen, dass IRIS keine Muttermilch produzierte. Dieses stellte sich erst bei der Sektion heraus: der Magen-Darm-Trakt des Jungtieres war vollständig leer. Durch die fehlende Nahrungsaufnahme kam es auch zu keiner Übertragung von Abwehrstoffen von der Mutter auf das Jungtier. Dieses ist bei Delfinen jedoch unbedingt notwendig, da diese Abwehrstoffe nur über die Milch an das Jungtier gegeben werden können. Durch die fehlende Abwehr kam es zu einer subakuten Lungenentzündung, welche durch Streptokokken verursacht wurde. Zusätzlich war das Kalb mit 1m Körperlänge und nur 13kg Körpergewicht deutlich kleiner als andere neu geborene Delfine.

Im folgenden Monat brachte die 8-jährige, 1992 im Duisburger Delfinarium geborene DELPHI ihr erstes Kalb zur Welt. Allerdings wurde das Jungtier tot geboren. Die weibliche Totgeburt wurde an der Universität von Lüttich in Belgien veterinärmedizinisch untersucht, aber es konnte keine eindeutige Todesursache festgestellt werden. Allerdings ist eine Fehlgeburt bei erstgebärenden jungen Delfinmüttern nicht selten der Fall und kommt auch im Freiland sehr häufig vor, ebenso wie bei vielen anderen Säugetierarten. Einer aktuellen Studie von Henderson et al. (2014) zufolge verstarben auch in einer wildlebenden Population von Delfinen in Neuseeland 71,4% der Kälber von erstgebärenden Müttern.

Noch im gleichen Jahr, 2000, wurde PEPINAs zweites Kalb geboren. Das weibliche Tier lebte jedoch für nur 7 Tage und war zum Zeitpunkt des Todes 1,11m lang und 19,5kg schwer. Ungleichmäßig verteilte punktförmige Blutungen in unterschiedlichen Organen sprachen für eine Septikämie, welche allerdings trotz Untersuchung unbestätigt blieb. Einige ulzerative Hautläsionen wiesen zudem auf eine Virusinfektion hin. Allerdings konnten auch keine Einschlusskörperchen nachgewiesen werden, weshalb die wirkliche Todesursache unbekannt blieb.

DELPHI und PEPINA wurden anschließend erneut tragend. DELPHIs zweites, im Jahr 2001 geborenes Jungtier überlebte für 10 Tage, bevor es an einer Virusinfektion verstarb. Bei der Sektion wurde eine Gefäßentzündung und Zelltod der Nebennierenrinde entdeckt.

PEPINAs Kalb, DUKE, ebenfalls in 2001 geboren, verstarb auch an einer viralen Infektion, die allerdings erst im Alter von 2 Jahren zum Ausbruch kam.

In 2005 wurde PEPINAs viertes Kalb geboren, ein weibliches Tier, welches auch wieder nur 5 Tage lebte. Es starb an einer Septikämie, welche durch eine akute Darmentzündung hervorgerufen wurde.

Ein Jahr später kalbten DELPHI und PEPINA erneut, jedoch starben beide Jungtiere im Alter von 10 bzw. 11 Lebenstagen. Bei beiden Tieren entwickelte sich eine eitrige Nabelentzündung und zusätzlich wies PEPINAs Kalb noch unbelüftete Teile der Lunge auf.

Nach den verlustreichen Vorjahren gelangen in 2007 endlich wieder erfolgreiche Aufzuchten. DELPHI und PEPINA brachten die beiden weiblichen Jungtiere DOLLY und DONNA zur Welt die prächtig heranwuchsen. Insgesamt 7 Jahre verbrachten die beiden heranwachsenden Jungdelfine in Duisburg, bevor sie 2014 mit Erreichen Ihrer Geschlechtsreife in den Tiergarten Nürnberg umzogen und nun dort leben.

Im gleichen Jahr 2007 wurde das im Zoo Duisburg geborene Weibchen DAISY mit 11 Jahren zum ersten Mal Mutter. Das weibliche Kalb lebte jedoch, wie es bei Erstgebärenden so häufig der Fall ist, nur wenige Tage. Auch hier wurde eine Septikämie vermutet. Allerdings fand sich bei der Untersuchung auch eine Lungenunreife, die ein Überleben unmöglich machte.

Ebenfalls große unbelüftete Bereiche der Lunge fanden sich beim zweiten Jungtier von DAISY, einem männlichen Tier, das 2008 geboren wurde und aufgrund der häufig bei Delfinen gegebenen Lungenfehlentwicklung nur 6 Tage überlebte.

Umso erfreulicher war der dreifache Zuchterfolg in 2011. Sowohl die erfahrenen Weibchen PEPINA und DELPHI als auch die junge DAISY brachten im Abstand von nur 2½ Wochen jeweils ein gesundes Jungtier zur Welt. DÖRTE lebt heute noch im Delfinarium, wohingegen DIEGO und DARWIN nach Lanzarote umgezogen sind.

Name Geschlecht Mutter Vater Geb. am Gest. am Jahre in Duisburg Todesursache  
DU12 Männlich IRIS PLAYBOY 10.04.00 12.04.00 <1 (3 Tage) Keine Nahrungsaufnahme  
DU13 Weiblich DELPHI UNBEKANNT 04.05.00 Abort 0 Unbekannt  
DU14 Weiblich PEPINA UNBEKANNT 14.07.00 19.07.00 <1 (6 Tage) Septikämie?
DU15 Weiblich DELPHI IVO 26.08.01 04.09.01 <1 (10 Tage) Virusinfektion
DUKE DU16 Männlich PEPINA IVO 21.10.01 07.11.03 2 Jahre (748 Tage) Virusinfektion  
DU17 Weiblich PEPINA IVO 03.01.05 08.01.05 <1 (6 Tage) Darmentzündung  
DU18 Männlich DELPHI IVO 14.05.06 23.05.06 <1 (10 Tage) Nabelentzündung  
DU19 Weiblich PEPINA IVO 04.07.06 11.07.06 <1 (7 Tage) Nabelentzündung  
DU20 Weiblich DAISY IVO 23.05.07 30.05.07 <1 (8 Tage) Septikämie, Lungenunreife  
DOLLY DU21 Weiblich DELPHI IVO 04.08.07 Lebt seit 2014 in Nürnberg    
DONNA DU22 Weiblich PEPINA IVO 17.09.07 Lebt seit 2014 in Nürnberg    
DU23 Männlich DAISY IVO 27.06.08 03.07.08 <1 (7 Tage) bakterielle Infektion nach Fruchtwasseraspiration (neonatale Asphyxie)  
DIEGO DU24 Männlich PEPINA IVO 20.08.11 Lebt seit 2016 auf Lanzarote    
DÖRTE DU25 Weiblich DELPHI IVO 27.08.11 Lebt      
DARWIN DU26 Männlich DAISY IVO 05.09.11 Lebt seit 2016 auf Lanzarote    
DU27 Weiblich PEPINA IVO 16.08.15 23.08.15 <1 (8 Tage) Erkrankungsursache unbekannt Nebenbefund: einseitige Otitis  
DU28 Männlich DAISY IVO 22.12.15 03.01.16 <1 (13 Tage) Erkrankungsursache unbekannt  
DEBBIE DU29 Weiblich DELPHI IVO 24.12.15 Lebt      
DOBBIE DU30 Männlich PEPINA IVO 17.09.16 Lebt      
DU 31 Männlich DAISY IVO 09.09.17 17.09.17 <1 (9 Tage) Erkrankungsursache unbekannt  
DORA DU 32 Weiblich DELPHI IVO 27.09.20 Lebt      
DOMINGO DU33 Männlich DEBBIE 04.09.22 20.05.23 <1 Unfall, Schädelfraktur  

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